"Die Nordstad kommt in Bewegung"

Luxemburger Wort: Seit der Annahme des Masterplans für die Nordstad, die sich ja neben der Stadt Luxemburg und Esch/Alzette zu einem der drei nationalen "Centres de developpement et d'attraction" entwickeln soll, ist noch nichts Konkretes passiert. Wurde bisher eher hinter den Kulissen gearbeitet?

Marco Schank: So kann man es sehen. Allerdings wird sich das jetzt sehr bald ändern. Vor einigen Wochen ist es nämlich gelungen, zwischen Staat, Gemeinden und Eigentümern in Sachen Aufkauf der benötigten Grundstücke auf "Fridhaff" eine Einigung zu finden. Der Verwirklichung einer Aktivitätszone an diesem Standort steht nun nichts mehr im Weg. Mit diesem Projekt werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Einerseits erhält die ökonomische Entwicklung der Nordstad neue Perspektiven, andererseits ist nun der Weg frei für die Neuorganisation der zentralen Achse Ettelbrück-Erpeldingen-Diekirch. Die Signalwirkung, die vom Projekt Aktivitätszone Friedhof ausgeht, ist enorm wichtig, die künftige Hauptstadt des Nordens fängt an zu leben. Die Schaffung eines Syndikats, das als Aufgabe die Einrichtung und das Betreiben der Aktivitätszone hat, ist denn auch bereits im Gang.

Luxemburger Wort: Apropos Zentralachse: Hier soll ja die bauliche Entwicklung der Nordstad konzentriert werden mit der Errichtung von Wohnungen, Büroflächen und auch vielfältigen öffentlichen und privaten Einrichtungen. Wie weit sind die Planungen bereits fortgeschritten?

Marco Schank: Das Projekt "ZAN" (Zentrale Achse Nordstad), das ja von einem der fünf Studienbüros zurückbehalten worden war, ist derzeit in der Ausarbeitung. Die Machbarkeitsstudie dieses Projekts ist auf dem Punkt, abgeschlossen zu werden. Die Tatsache, dass die Bereiche Landesplanung, öffentlicher Transport, öffentliche Bauten und Umwelt in einem Superministerium zusammengeschlossen wurden, hat diesen Prozess um einiges beschleunigt. Nur drei Jahre für die Ausarbeitung des technischen Projektteils sind extrem schnell.

Luxemburger Wort: Ein Teil dieser zentralen Achse ist auch das Bahnhofsviertel in Ettelbrück. Bleibt es bei den ursprünglichen Planungen und ist die Finanzierung in den gegenwärtig wirtschaftlich schwieligen Zeiten abgesichert?

Marco Schank: Dieses Projekt wird so realisiert, wie es bereits vor einem Jahr geplant war: Der Transitverkehr wird durch einen Tunnel unter dem Bahnhofsvorplatz hindurchgeleitet, der Bahnhof selbst wird entweder neu gebaut oder zumindest so umgebaut, dass er den Anforderungen der Nordstad gerecht wird, und errichtet wird ebenfalls ein neuer Busbahnhof sowie ein Park&Ride. Die Finanzierung, insgesamt 50 Millionen Euro, ist abgesichert.

Luxemburger Wort: Im Rahmen eines Mobilitätskonzepts sollten die Anforderungen an den öffentlichen und individuellen Verkehr in den kommenden Jahrzehnten in der Nordstad definiert werden. Was geschah bisher in dieser Hinsicht?

Marco Schank: In diesen Tagen wurde ein Aufruf zur Offertenabgabe, was das Erstellen eines modernen Mobilitätskonzepts für die Nordstad und seine Region anbelangt, herausgegeben. Möglicherweise bis Anfang nächsten Jahres wird dann feststehen, wie die Mobilität in den nächsten Jahrzehnten in der Nordstad funktionieren soll. Nicht zuletzt auch auf die sogenannte sanfte Mobilität soll angesichts der günstigen Topografie der Nordstad gesetzt werden.

Luxemburger Wort: Wie sieht es mit der Finanzierung der diversen Projekte aus?

Marco Schank: Das Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen übernimmt alle Planungskosten. So sind z.B für 2010 hierfür rund 300.000 Euro vorgesehen. Die Finanzierung der Aktivitätszone "Fridhaff" bzw. die Umgestaltung des Bahnhofsviertels in Ettelbrück sind abgesichert. Was das Projekt Zentralachse Nordstad anbelangt, so wird ein entsprechender Kostenvoranschlag in den kommenden zwei Monaten vorliegen.

Luxemburger Wort: Es wird derzeit viel darüber diskutiert, ob sich die Nordstad-Gemeinden zu einer "Communauté urbaine" zusammenschließen sollten, um künftig enger zusammenarbeiten zu können. Was halten Sie davon?

Marco Schank: Mein Ziel ist es, noch vor den Gemeindewahlen im kommenden Jahr eine gesetzliche Basis für die Zusammenarbeit auf Nordstad-Ebene geschafft zu haben. Mir schwebt ein spezifisches Gesetz für die Nordstad vor, das zwar die Autonomie der einzelnen Gemeinden bewahrt, jedoch einen starken Verbund schafft, der es den Gemeinden erlaubt, Projekte mit Hilfe des Staats unkompliziert umsetzen zu können. Darüber wird demnächst im Regierungsrat entschieden. Wir werden von staatlicher Seite aus alle Bestrebungen unterstützen, die eine engere Zusammenarbeit auf den verschiedensten Ebenen beabsichtigen, vom Zusammenlegen der Geschäftsverbände bis zur Fusion von Vereinen.

Luxemburger Wort: Ist geplant, auch staatliche Verwaltungen in der Nordstad anzusiedeln?

Marco Schank: Fest steht derzeit nur der Bau eines Verwaltungsgebäudes der Naturverwaltung auf dem Standort des ehemaligen "Hôtel du Midi" in der Bahnhofsstraße in Diekirch und der Bau eines Labors der Ackerbauverwaltung in der neuen Ackerbauschule in Gilsdorf.

Luxemburger Wort: Der Staat hat mit den Nordstadgemeinden eine Konvention unterschrieben, die die Einstellung eines sogenannten Projektmanagers für die Nordstad regelt. Warum braucht die Nordstad diesen?

Marco Schank: Dieser Projektmanager, der ja federführend von der Ettelbrücker Gemeinde für alle anderen Nordstadgemeinden auch eingestellt wird und zu 50 Prozent vom Staat bezahlt wird, soll die Fäden zusammenhalten, Kräfte bündeln, gemeinsame Aktionen koordinieren. Er spielt bei der Umsetzung des Masterplans eine sehr wichtige Rolle, um schneller voranzukommen.

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