Marco Schank: "Wohnen erschwinglich machen". Le ministre du Logement au sujet de la Semaine du logement et du marché de l'immobilier

Télécran: Welche Botschaft möchten Sie Menschen, die eine Wohnung oder ein Haus suchen, anlässlich der "Semaine du logement" mit auf den Weg geben? Ist es ein guter Zeitpunkt zum Bauen oder Kaufen?

Marco Schank: Ich weiß nicht, ob es einen "richtigen" Zeitpunkt für den Kauf oder den Bau einer Immobilie gibt. Wer sich aber zu diesem Schritt entschlossen hat, sollte sich auf jeden Fall umfassend informieren. Und zwar von der Wahl des Grundstückes, über die Disposition des Hauses auf dem Bauplatz - immerhin können 15 bis 20 Prozent an Energie eingespart werden, wenn das Haus optimal zur Sonne hir orientiert ist -, bis hin zur Auswahl des Architekten und der Handwerksbetriebe. Es gibt heute sehr viele Möglichkeiten, sich Informationen zu besorgen, allen voran die zahlreichen Internetseiten des Ministeriums, des "Fonds du logement" und von privaten Bauträgerfirmen. Die "Semaine du logement" bietet an einem Ort ein umfassendes Angebot an Informationen rund ums Wohnen.

Télécran: Ein Thema dieser Messe ist "preisgünstiges Wohnen in Luxemburg". Geht das überhaupt?

Marco Schank: Der "Ordre des Architectes et des Ingénieurs-Conseils" zeigt in einer Ausstellung 15 exemplarische Projekte, die für weniger als 350.000 Euro umgesetzt wurden - Grundstückpreis nicht inbegriffen. Und da liegt das ganze Problem: Bauen an sich ist in Luxemburg ja nicht wirklich teurer als im Ausland. Nur die Grundstückpreise sind enorm hoch.

Télécran: Mit dem "pacte logement", das am 1. Januar in Kraft getreten ist, sollen Gemeinden ja eben helfen, die Grundstücke wieder erschwinglich zu machen. Haben Sie schon ein erstes Feedback der Gemeinden erhalten?

Marco Schank: Dafür ist es noch zu früh. Die Regierung hat vorgesehen, nach drei Jahren eine Bilanz ziu ziehen. Ich will aber nicht so lange warten, sondern mich schon in den kommenden Monaten mit den Gemeindeverantwortlichen treffen, um herauszufinden, ob es Probleme bei der Umsetzung des Wohnungsbaupaktes gibt. Wir sind ja da, um die Gemeinden zu unterstützen. Die Zusammenarbeit soll auf jeden Fall enger werden, denn die Gemeinden sind ein wichtiger Partner im Bestreben, die Grundstückpreise in den Griff zu bekommen.

Télécran: Man hatte ja insgeheim gehofft, die Wirtschaftskrise könnte das Problem der hohen Grundstücks- und Immobilienpreise lösen. Das ist aber nicht geschehen. Das Angebot an zum Verkauf stehenden Objekten ist gestiegen und die Preise sind gleich geblieben...

Marco Schank: Sie sind wahrscheinlich nicht ganz gleich geblieben, sondern ein wenig gefallen. Genaue Statistiken haben wir leider nicht. Aber es ist nun einmal so, dass diejenigen, die in eine Wohnung oder ein Haus investiert haben und es jetzt verkaufen möchten, ihr Geld zurückhaben wollen. Sie gehen also mit dem Preis nicht runter. Auf der anderen Seite stehen die Käufer, die hoffen, dass die Preise doch noch sinken. Es herrscht also eine Abwartehaltung.

Télécran: Genaue Statistiken wären hier wohl die Voraussetzung für ein sinnvolles Handeln. Das "Observatoire de l'Habitat" basiert sich für seine Erhebungen aber lediglich auf die Inserate in den Zeitungen. Die sagen nichts über die Zahl der Suchenden und über den genauen Kaufpreis aus. Wie wollen Sie die Statistiken künftig handhaben?

Marco Schank: Wir arbeiten derzeit mit dem Katasteramt, dem "Enregistrement" und den Notaren zusammen, um eine Standardisierung der Daten aus den Immobilienakten zu erreichen. Nur so erhalten wir verlässliche Daten und die nötige Grundlage, um eingreifen und helfen zu können.

Télécran: Apropos Notare: Im Koalitionsabkommen steht, dass die Honorarsätze der Notare bei Immobilienakten überprüft werden sollen, was kurzzeitig für Aufregung sorgte. Wollen Sie an diesem Vorhaben festhalten?

Marco Schank: Wir wollen die Honorare unter die Lupe nehmen, ja. Vorrangig ist aber, dass die Daten aus den Akten standardisiert werden.

Télécran: Als Wohnungsbauminister möchten Sie in Zukunft auch ökologisches, nachhaltiges Bauen fördern. In Luxemburg sind traditionelle Bauweisen aber noch weit verbreitet. Bauträger und Handwerksbetriebe, die auf Niedrigenergie- oder Passivhäuser spezialisiert sind, sind rar ...

Marco Schank: Aber es gibt welche, und aus Erfahrung weiß ich, dass man von diesen Betrieben in der Regel auch sehr gut beraten wird. Ich bin zum Beispiel sehr froh, dass wir auf der diesjährigen "Semaine du Logement" wieder 26 "gréng Hausnummeren" vergeben können. Diese Bauherren haben ihre Planung von Beginn an auf nachhaltiges Wohnen ausgerichtet. Das ist bemerkenswert. Wenn man nachhaltig bauen will, braucht man ja ein Gesamtkonzept. Wichtig ist es daher, mit einem Architekten zusammenzuarbeiten, der sich auskennt und einem Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden nennen kann. Und der einem zudem ein Projekt vorschlägt, das ins Budget passt. Ich will aber betonen, dass man auch mit einem kleinen Budget schon sehr viel in Sachen Ressourcenverbrauch und ökologischem Baumaterial machen kann.

Télécran: Sich seinen Architekten selbst auszusuchen, setzt voraus, dass man ein Grundstück kaufen kann, das nicht an einen Bauvertrag gekoppelt ist. Keine leichte Sache in Luxemburg ...

Marco Schank: Das Problem ist bekannt. Die Regierung will deshalb juristisch prüfen lassen, ob wir dies in Zukunft unterbinden können.

Télécran: 2010 wird der Energiepass Pflicht. Sind nun alle bereit oder droht der Termin erneut verschoben zu werden?

Marco Schank: Es gibt genügend Experten und die Öffentlichkeit ist hinlänglich informiert worden. Dieser Energiepass wird für den Konsumenten ein sehr hilfreiches Instrument sein, damit er nicht angeschmiert wird, was den wahren Zustand der zum Verkauf stehenden Immobilie angeht. Es wird sich zeigen, ob der Energiepass Auswirkungen auf die Preise hat.

Télécran: Die Regierung hat auch angekündigt, die staatlichen Beihilfen für den Kauf oder den Bau einer Wohnung oder eines Hauses auszuweiten. In welche Richtung wird das gehen?

Marco Schank: Die Beihilfen sind in Luxemburg im Vergleich zum europäischen Ausland meiner Meinung nach schon sehr hoch. Es gibt eine ganze Reihe von Beihilfen wie die "Prime de construction" und die "Prime d'acquisition". Die so genannte "Prime House" für Energiesanierung soll überdacht werden, wenn sie ausläuft.

Télécran: Wie ist es mit der Hilfe von minderbemittelten Menschen? Ist durch Krise, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit mit einem Anstieg der Nachfrage nach Sozialwohnungen zu rechnen?

Marco Schank: Das ist denkbar. Es gibt beim "Fonds du logement" eine lange Liste. Derzeit sind 1.700 Einheiten vermietet, weitere 500 sollen in den kommenden Jahren gebaut werden. Es passiert viel in diesem Bereich und es kümmern sich auch eine ganze Reihe von kleineren Organisationen um Wohnraum für bedürftige Menschen. Ich bin deswegen auch froh, dass das Thema auf der "Semaine du logement" in Form eines Kolloquiums zur Sprache kommt. Wie sich die Nachfrage im Sozialwohnungsbau entwickeln wird, hängt stark davon ab, wie es mit der Krise weitergeht. Menschen, die heute kurzarbeiten, haben sehr große Probleme, einen Kredit aufzunehmen. Die Banken sind ja sehr vorsichtig geworden.

Télécran: Sie wollen dem "Fonds du logement" in den kommenden Monaten und Jahren neue Missionen geben. Welche sollen das sein?

Marco Schank: Ich will, dass der "Fonds" zu einer nationalen Entwicklungsgesellschaft wird. Er soll stärker als bisher beratend arbeiten und auch Ansprechpartner für Gemeinden werden, die ein Siedlungsprojekt in Angriff nehmen möchten.

Télécran: Im Oktober möchten Sie den sektoriellen Plan für Wohnungsbau fertig stellen und auf den Instanzenweg schicken. Darin steht, dass in Zukunft kompakter gebaut werden soll. Heißt das, dass ein Umdenken in unserer Wohnkultur kommen muss? Wird es künftig kein Einfamilienhaus mit viel Garten rundherum mehr geben?

Marco Schank: Wir müssen kompakter bauen, das geht gar nicht mehr anders, wenn Luxemburg weiter wachsen soll. Ich denke aber, dass man auch sehr schön wohnen kann, wenn kompakt gebaut wird. Heute werden sehr attraktive Wohnhäuser errichtet, in denen es zum Beispiel einen grünen Innenhof oder Gärten zur gemeinsamen Nutzung gibt. Wichtig ist nur, dass die Gemeinden, die privaten Bauträger und auch der Staat versuchen, solche neuen, innovativen Wege zu gehen und nicht einfach nur "Kisten" bauen. Ich möchte in Zukunft sowieso eine Diskussion darüber in Gang bringen, welche Wohnbauprojekte für den ländlichen Raum geeignet sind und welche nicht. In der Vergangenheit sind in diesem Bereich viele Sünden geschehen.

Télécran: Viele Luxemburger ziehen es mittlerweile vor, nicht mehr im Großherzogtum, sondern im nahen Ausland zu bauen. Möchten Sie diesem Trend entgegenwirken?

Marco Schank: Jeder Mensch ist frei zu entscheiden, wo er wohnen möchte. Da kann ich als Minister nicht eingreifen. Ich rate nur jedem, sich auch das sehr gut zu überlegen und sich umfassend zu informieren. Was ist, wenn einmal Kinder da sind, wie sieht es mit Schulen, Kinderhorten aus, wie hoch ist der Benzinverbrauch, wenn der Weg zur Arbeit länger wird und so weiter. Wie gesagt, ich kann niemanden daran hindern, ins Ausland zu ziehen. Mein Job als Wohnungsbauminister ist es, das Wohnen in Luxemburg wieder erschwinglicher zu machen. Dann stellt sich die Frage erst gar nicht...

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